Magengeschwüre bei Pferden
Probleme des Verdauungsapparates sind nach Lahmheiten und Atemwegserkrankungen die dritthäufigste Ursache für Gesundheitsprobleme beim Pferd. Während akute Koliken leicht erkennbar sind, ist dies bei Magengeschwüren aufgrund der unspezifischen Symptome deutlich schwieriger. Dabei sind Magengeschwüre nicht selten: 90% der Rennpferde haben Magengeschwüre, bei Turnierpferden sind es 60% und 37% der Freizeitpferde, also mehr als ein Drittel, sind betroffen!
Wie entstehen Magengeschwüre?
Zur Entstehung von Magengeschwüren können viele Faktoren beitragen. Der Magen des Pferdes ist auf eine relativ kontinuierliche Futteraufnahme ausgelegt und produziert ständig Magensäure. Diese wird durch den beim Fressen produzierten Speichel teilweise gepuffert. Sind die Pausen zwischen den Fütterungszeiten zu lang oder wird eine kraftfutterreiche Ration gefüttert, bei der das Pferd weniger kauen muss und somit weniger Speichel produziert, kann der pH-Wert des Mageninhalts tiefer sinken und die Magenschleimhaut angreifen. Bewegung in schnelleren Gangarten führt zu vermehrtem Kontakt der sog. kutanen Schleimhaut, welche den oberen Teil des Magens auskleidet, mit dem säurehaltigen Mageninhalt. Diese ist weniger widerstandsfähig gegen die Säure und wird leichter angegriffen. Auch Medikamente, insbesondere Entzündungshemmer, können die Schutzmechanismen der Magenwand gegen die Säure herabsetzen und so die Entstehung von Magengeschwüren begünstigen. Stress kann ebenfalls die Entstehung von Magengeschwüren fördern; während Transporte, Stallwechsel, Rennen und Turnierteilnahme leicht als Stressauslöser erkannt werden, können Pferde durchaus auch Stress durch weniger offensichtliche Umstände erleben. Dies kann beispielsweise eine unpassende Zusammenstellung der Herde sein, aber auch unpassende Ausrüstung oder Überforderung im Training. Häufig führt auch eine Kombination der genannten Faktoren zur Entstehung von Magengeschwüren.
Wie kann ich Magengeschwüre erkennen?
Leider sind die gezeigten Symptome relativ unspezifisch und können auch von Pferd zu Pferd variieren. Häufige Anzeichen sind
- Wechselhafter oder schlechter Appetit
- Häufige Pausen während des Fressens
- Stumpfes Fell
- Gewichtsverlust
- Widerholte Koliken ohne eindeutig feststellbare Ursache
- Verminderte Leistungsbereitschaft und Unwilligkeit
Um eine sichere Aussage über den Zustand des Magens treffen zu können, ist eine Gastroskopie (Magenspieglung) erforderlich. Da hierfür relativ teure, spezielle Endoskope genutzt werden müssen und das Pferd über 12 bis 24 Stunden hungern muss (nur wenn der Magen leer ist, ist ein vollständiger Blick auf die Magenschleimhaut möglich), ist die Untersuchung nicht kostengünstig und die notwendige Hungerphase kann den Schweregrad vorhandener Geschwüre verstärken. Alternativ kann über eine sog. diagnostische Therapie eine Diagnosestellung versucht werden: tritt während der Behandlung eine Besserung der Symptome ein, kann davon ausgegangen, dass Magengeschwüre mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache waren.
Diagnose mit Akupunkturpunkten
Dr. Kerry Ridgway entdeckte, dass bei Pferden mit Magengeschwüren ein spezifisches Muster von Akupunkturpunkten reaktiv ist. Diese zu überprüfen ist schneller und günstiger als die Gastroskopie und erlaubt gleichzeitig einen gezielteren Einsatz der diagnostischen Therapie.
Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es?
Die Therapie besteht aus dem Einsatz von Medikamenten, einer Anpassung der Fütterung und – sofern möglich – der Beseitigung auslösender Faktoren.
Medikament der Wahl ist der Wirkstoff Omeprazol (z. B. Gastrogard 37% ®). Er ist bewirkt eine Reduktion der Säurebildung im Magen und hebt so den pH-Wert des Mageninhaltes an. Er ist sicher, zuverlässig in seiner Wirkung und hat sich seit mehreren Jahren in der Praxis bewährt. Einziger Nachteil: der Preis. Begleitend sollte die Fütterung modifiziert werden, d.h es sollte durchgehend Rauhhfutter guter Qualität zur Verfügung gestellt und den Anteil stärkehaltiger Futtermittel (Kraftfutter) an der Ration gesenkt werden.. Stressfaktoren wie ungeeignete Ausrüstung oder unpassende Zusammenstellung der Herde müssen überprüft und ggf. geändert werden, um einem erneuten Auftreten vorzubeugen. Leider lassen sich, z.B. bei Erkrankungen, die den Einsatz von Entzündungshemmern oder einen Klinikaufenthalt notwendig machen, nicht immer alle Faktoren vermeiden. In diesen Fällen kann der prophylaktische Einsatz von Omeprazol sinnvoll sein.
Wie kann ich vorbeugen?
Zunächst sollte versucht werden, alle Faktoren, die die Entstehung von Magengeschwüren begünstigen, soweit als möglich zu reduzieren. Ist dies nicht möglich oder soll nach der Abheilung von Magengeschwüren einem erneuten Auftreten vorgebeugt werden, kann z. B. bei Turniereinsätzen die prophylaktische Verabreichung von Omeprazol sinnvoll sein. Hier wurde eine gute Wirkung auch bei einer reduzierten Dosis nachgewiesen. Auch Zusatzfuttermittel, welche je nach Zusammensetzung puffernde Substanzen enthalten oder eine Art Schutzfilm auf Magenschleimhaut bilden, können hier sinnvoll eingesetzt werden.